Völlig wert- und (vor)urteilsfrei ist es das Wichtigste beim Genießen - das einem schmeckt, was man isst und trinkt. Aber Genuss ist noch ein bisschen mehr… es ist auch die Wertschätzung und Achtsamkeit gegenüber dem, was man verzehrt und trinkt, dem gegenüber, der es herstellt oder zubereitet und letztendlich sich selbst gegenüber.

Es gibt kaum noch Spirituosengruppen, in denen nicht irgendwann einmal angefangen wurde und wird, diese auf Holz zu lagern und reifen zu lassen. Nun kann man der Meinung sein, das wäre neu, man mache etwas Neues, aber stimmt das? Früher gab es keine Stahl- und Edelstahltanks und die einzigen Möglichkeiten Spirituosen zu lagern und zu transportieren bestand darin, diese auf Keramikkrügen (Ton, später Steingut und Glas) oder eben Holzfässer zu füllen.

Schon recht früh hat man erkannt, dass Holz dabei einen besonderen Einfluss auf die eingelagerten Spirits hatte, unangenehme Aromen und Geschmacksnoten verschwanden einfach, neue interessante Aromen und Geschmacksnoten kamen hinzu. Viele haben sich diese Umstände zu Nutzen gemacht, man lernte durch Erfahrung und Ausprobieren und so manche Entdeckungen waren eben auch einfach dem Zufall zu verdanken.

Viele sind bei alten Traditionen und Herstellungsmethoden geblieben, um ihre Spirits herzustellen, in traditionellen Gärbottichen zu fermentieren, in traditionellen Kupferbrennblasen zu brennen und auf Holz reifen zu lassen, zum Beispiel Whisk(e)y, Rum und Cognac. Und mit zunehmender Erfahrung und weiterer technischer Entwicklung wurden Ergebnisse immer besser und besser.

Andere meinten sich mit den immer besseren technischen Möglichkeiten weiterzuentwickeln, in dem sie meinten, immer sauberer und reiner brennen zu müssen. Und indem sie eine andere Entwicklung der Spirits durch Einflüsse, zum Beispiel aus dem Holz, zu vermeiden und ausschalten zu suchten.

Beide Entwicklungen sind gut und richtig und haben uns bis heute viele schöne Genusserlebnisse beschert.

Aber es geht weiter!

Heute kann man die komplexen Vorgänge, die bei der Fermentation, beim Brennen von Alkohol und einer Reifung auf Holzfässern von statten gehen, genau erklären und man weiß, wie sich Aromen entwickeln, welche chemischen Verbindungen das sind und wie sie entstehen. Man kann (könnte) also auch entsprechend gezielter Einfluss nehmen auf das, was man herstellen will. Manche machen das, muss man aber nicht.

Und Gott sei Dank ist es auch so, dass viele das gar nicht wollen und machen, sondern sich guten Gewissens weiterhin auf ihre Traditionen und Erfahrungen verlassen und uns somit, mit viel Emotionen und Leidenschaft erarbeitete und erschaffene, wundervolle Genüsse bescheren.

Wer mehr wissen möchte...